140 Gäste würdigen Bitter und Burwinkel

Stadtjubiläum Rezitations- und Liederabend im Dorfkrug – „Liederkranz geprägt“
Claus Schomakers (Mitte) nahm dem „erstaunten“ Robby Laing das Mikrofon ab und reichte es weiter an Dr. Karin Klaushenke, Enkelin von Dr. Hubert Burwinkel.
von Bodo Meier
Cloppenburg – Lieder wie „Wo Braom und Barken“ und „Kumm Mariechen“ haben Dr. Hubert Burwinkel und Hermann Bitter gemeinsam geschaffen. „Beide haben sich um die kulturelle Ausrichtung der Stadt verdient gemacht und den Liederkranz in besonderer Weise mit geprägt“, so der Liedervater des „Cloppenburger Liederkranz“  Claus Schomakers. Um dies zu würdigen, hatte der Chor am Freitagabend im Jahr des 575-jährigen Bestehens der jetzigen Kreisstadt zu einem Rezitations- und Liederabend in den Dorfkrug eingeladen. Nach dem Motto „Mien Cloppenborg, wat bis du schön“ erlebten 140 Gäste gemeinsam mit 35 Sängern einen plattdeutschen Abend, der viel Dönkes, aber auch Historisches über Burwinkel und Bitter hervorbrachte.
„Aopen Oogen“
Das außergewöhnliche Zusammenspiel Bitters und Burwinkels verdeutlichte der „Plattdeutschexperte“ Heinrich Siefer mit der ersten Strophe von „Mien Ollenborger Land“. Dr. Hubert Burwinkel, der mit „aopen Oogen dör de Welt gaohn is“, habe das Gesehene in passende Worte gefasst, aus denen sein Freund Hermann Bitter das Lied komponierte. Siefer beschrieb Burwinkels Leben. Er war Lehrer für Mathematik, Biologie und Physik am Realgymnasium und Leiter der Kreisbildstelle. Geboren wurde der „plattdüütsche Schrieversmann“ am 10. Februar 1892 in Dinklage. Er verfasste niederdeutsche Theaterstücke, Gedichte, Erzählungen und Hörspiele. Sein plattdüütsch Schauspill „Bäverborg“ wurde erstmals 1929 aufgeführt. „Burwinkel was dat, wat man in’n besten Sinn einen Heimatdichter neumen deit“, so Siefer. Burwinkel war Mitbegründer und Vorsitzender des Heimatvereins und Präsident des Sängerbundes „Heimattreu“.
Profil geprägt
Karl Sieverding stellte Hermann Bitter auf der Grundlage eines Textes von Paul Willenborg vor. Auch Bitter war kein gebürtiger Cloppenburger. Er wurde am 30. August 1893 in Detern geboren. 1923 legte Bitter seine Assessorenprüfung ab und wurde bald darauf zum Studienrat ernannt. Erst hatte er nur die Leitung der Schülerkapelle, und 1924 wurde er dann Dirigent des MGV, dessen Profil er 30 Jahre prägte. Als Ergänzung rief er 1930 den Frauenchor ins Leben. Das Amt des Bundeschormeisters im Sängerbund „Heimattreu“ hatte Bitter von 1937 bis 1955 inne. Die Zeit des Nationalsozialismus, der Bitter anfänglich durch seine Marschmusik und patriotischen Liedern entgegen kam, bevor ihm die Ereignisse des Röhm-Putsches (1934) die Augen öffneten, ließ Sieverding ebenso wenig aus, wie die „Aula-Abende“, das politische Wirken und den weiteren Werdegang Bitters bis zu seinem plötzlichen Tod am 26. Januar 1980.
Ehrenbürgermeister Joseph Voet, Robby Laing und Hans Hadeler trugen Dönkes und Gedichte vor. Besonders Laing, als ehemaliger Schüler Bitters und Burwinkels, sorgte für wahre Lachsalven.
Quelle: NWZ vom 19.04.2010