Cloppenburger Männerchor feiert 175-Jähriges Chorjubiläum

Gründung im Jahr 1839 Der „Liederkranz“ ist künstlerisch-kulturell, personell und finanziell gut aufgestellt. Er ist zudem der älteste aktive Männerchor im oldenburgischen Raum.
von Karl Sieverding

Chor 2014
Die Mitglieder des „Cloppenburger Liederkranz“ feiern in diesem Jahr das 175-jährige Bestehen des Gesangvereins. Bild: FOTO KOWALSKI

Cloppenburg Gegründet im Jahre 1839, ist der „Cloppenburger Liederkranz“ heute der älteste aktive Männerchor im gesamten oldenburgischen Raum – und blickt auf eine bewegte Geschichte zurück.

Der Berliner Komponist und Goethefreund Karl Friedrich Zelter hatte 1809 während der napoleonischen Besetzung mit der Gründung seiner „Liedertafel“ die stark patriotisch motivierte volksmusikalische Bewegung ins Leben gerufen, die 30 Jahre später auch ins Oldenburgische vordrang. Dem Initiator des Cloppenburger Vereins ging es jedoch weniger um Politisches – er sah den Zweck der Chorgemeinschaft darin, „sich durch Gesang Vergnügen und Unterhaltung zu verschaffen, im Gesang zu vervollkommnen und zur Verherrlichung von Feierlichkeiten, die den Mitgliedern dazu passend erscheinen, beizutragen“.

Als die nationale Frage in den folgenden Jahrzehnten die Deutschen wieder bewegte, bekamen auch die Programme der Cloppenburger Liederfeste eine betont patriotische Note. 1847 etwa feierte der Verein auf Hemmelsbühren „zu Ehren des geliebten Großherzogs“ dessen Geburtstag „mit Gesang und Illumination“. Das Sängerfest in Lohne 1860, an dem auch der Chor teilnahm, trug den Charakter einer „Siegesfeier“, anlässlich der Erinnerung an den 35 Jahre zuvor errungenen Sieg über Napoleon bei Waterloo.

Geselligkeit

Die künstlerischen Ziele waren nicht hoch gesteckt, ging es doch vorwiegend um Geselligkeit. Da auch die Männerchor-Literatur des 19. Jahrhunderts weithin der Nachromantik huldigte, war an einen künstlerischen Anspruch im gesamten Chorwesen kaum zu denken. Gleichwohl bestätigte Hermann Bitter, der Verfasser der Liederkranzchronik von 1964 und spätere Ehrenbürger der Stadt Cloppenburg, in seinem Rückblick dem Dirigenten des 1877 neu gegründeten Chores – er nannte sich seitdem „Cloppenburger Liederkranz“ – sein „Bemühen … um gute Musik“. Dass dieses Bemühen offenbar auch Erfolge aufweisen konnte, zeigte die Teilnahme des „Cloppenburger Liederkranz“ am ersten Bundeschorfest in Oldenburg wenige Jahre vor dem Ersten Weltkrieg. Die Oldenburger „Nachrichten für Stadt und Land“ kommentierten erstaunt: „Überraschend für uns Residenzler war die künstlerische Leistung einzelner kleiner Vereine unseres Landes“, worauf der „Liederkranz“ eigens genannt wurde.

Bis zum Beginn der 1920er Jahre, ehe Hermann Bitter Dirigent wurde, waren Konzert und Ball (Stiftungsfest) miteinander verbunden. Erst mit der Trennung und damit der Einführung der Aula-Konzerte wurde sich der Verein seiner künstlerischen Aufgabe voll bewusst. Neben den Veranstaltungen, die über den begrenzten Rahmen der Aula-Konzerte nicht hinausgingen, gab es größere musikalische Ereignisse in der Münsterlandhalle, zum Beispiel 1934 Haydns Oratorium „Die Jahreszeiten“, 1935 Haydns Oratorium „Die Schöpfung“ und 1937 Andreas Rombergs „Das Lied von der Glocke“.

Erfolgsgeschichte

Die 1960er, 1970er und späteren Jahre waren für den „Cloppenburger Liederkranz“ eine Erfolgsgeschichte, und zwar künstlerisch-kulturell, personell und finanziell – dank des Duos Joachim Tebel und Josef Kleier. Die Chordarbietungen unter dem Dirigat des Musikprofessors Joachim Tebel – neben denen unter der Leitung Hermann Olberdings – haben den Namen Cloppenburg weit über die Grenzen des Oldenburger Münsterlandes hinausgetragen. Alle Mitbürger, die die „Heilige Elisabeth“, den „Elias“, „Carmina Burana“, das „Lied von der Glocke“ oder das Konzert anlässlich des 550-jährigen Stadtjubiläums erlebt haben – als Aktive oder als Zuhörer –, können sich wahrscheinlich bis heute daran erinnern.

Die Geschicke des „Cloppenburger Liederkranz“ liegen seit dem Jahre 2007 in den Händen des 1. Vorsitzenden Claus Schomakers und seit 2014 des Dirigenten Martin Zurborg. Beide stimmen die Vereinsmitglieder zuversichtlich, dass es dem Chor auch in Zukunft gelingt, mit seinen musischen Aktivitäten Kultur zu verbreiten, Gemeinschaft zu stiften und Lebensfreude zu schenken.