Musik ist eine schöne Ablenkung

von Stadtmagazin | 16. April 2014

Musik machen, selber singen – niemand von uns kann behaupten, nicht wenigstens hin und wieder vor sich hin zu trällern. Weil´s Spaß und gute Laune macht, weil´s einfach zum Leben dazu gehört, Punktum. Da können wir noch so ernsthaft ins große, globale Geschehen eingebunden sein, Singen und Mitsingen lockern alles und jeden auf.

Chor 2014

„Wo man singt, da lass dich ruhig nieder! Böse Menschen haben keine Lieder!“ Ob diese im damals fernen Leipzig geprägte Erkenntnis der Grund dafür war, dass sich laut Chronik im Jahre 1839 in Cloppenburg 22 Bürger zusammen taten und einen Gesangverein gründeten, ist unwichtig vor dem Hintergrund der eindeutigen „Entscheidenden Bestimmungen: „Der Verein hat den Zweck, sich durch Gesang Vergnügen und Unterhaltung zu schaffen, im Gesang zu vervollkommnen und zur Verherrlichung von Feierlichkeiten etc., die den Mitgliedern dazu passend erscheinen, beizutragen.“

Spaß sollte das Dasein machen, also wurde gesungen. 175 Jahre ist der Anfang des Männergesangverein Cloppenburger Liederkranz nun her und entgegen aller modernen Strömungen singen die Männer immer noch.

„Allerdings sind keine Gründungsmitglieder mehr im Chor,“ die Herren Claus Schomakers, Detlef Eggers und Martin Sachse haben Humor. Der wohl streckenweise ein wenig bemüht wirkt und mit dem geradezu jugendlichen von Martin Sachse auch seine Begründung erfährt, denn mit seinen etwas über 50 ist er der Jüngste im Liederkranz. Und von Nachwuchs weit und breit keine Spur.
Nun, kann man konstatieren, das ist der Lauf der Welt, ein Spiegelbild unserer Moderne, in der Vereine sich vor anderen Hintergründen als von 175 Jahren bildeten. Dem haftet nichts anrüchiges an, und auch die Art von heute sein Zuhause, seine Heimat anders zu definieren, als das sogar noch vor 50 Jahren modern war, auch das gehört zum Leben dazu. Das nun einmal, wie wir wissen, Veränderung bedeutet – für den Liederkranz sind das Sorgen um den Erhalt des Traditionschors. Wobei das beileibe kein Cloppenburger Phänomen ist, da alle Männerchöre Deutschlands sich mit dem gleichen Problem plagen. Nun ja.
Achtunddreißig aktive Sänger bilden (mit 30 nichtsingenden und drei Ehrenmitgliedern) den Liederkranz 2014. Da trifft man sich jeden Donnerstagabend in der Bauernschänke Wienken zur Chorprobe und zum anschließenden Fidelitas. Vorher proben die Frauen – die keine Probleme mit der Quantität ihres Chorumfangs haben, da Frauen offenkundig und von Zeitläuften unbekümmert lieber im Chor singen als Männer – doch dann ist Männerabend. Unumstößlich und pünktlich frequentiert.

Chor

Das ist eine Facette von Brauchtum, möglicherweise aber auch einer der Gründe für die Zurückhaltung jüngerer Männer sich dem Liederkranz anzuschließen. Dessen Statuten auch schon längst nicht mehr so strikt sind wie anfänglich und wie noch bis in die 1980er hinein.

„Da wurden etliche alte Zöpfe abgeschnitten!“ Schomakers, Eggers und Sachse sind in ihren Beschreibungen ebenso deutlich wie auch liebevoll. So dass kein Zweifel daran aufkommt, dass ihnen der Fortbestand des Liederkranz Cloppenburg am Herzen liegt. Wie dem gesamten anderen Vorstand des bedeutenden Traditionsvereins, den Mitgliedern des Männerchors und vielen Cloppenburgern, für die der Liederkranz einfach dazu gehört.

Was fraglos so ist, als Bekenntnis zur Kultur und der Tradition unserer Stadt und Umzu. Als wichtiger Bestandteil unserer Gesellschaft, aus deren Geschichte der Cloppenburger Liederkranz nicht weg zu denken ist. So ist das diesjährige Jubiläum des 175-jährigen Bestehens ein weiterer Schritt auch in die Richtung Moderne, denn den Chor in seiner beeindruckenden Kraft zu erleben bedeutet die Identifikation damit. Für jeden Cloppenburger, als ein „Ja“ für das hier Zuhause sein.

Quelle: Stadtmagazin vom 16.04.2014